Das Finale um den Vereinspokal 2009 zwischen Markus Lahr und Wolfgang Ruppert konnte man durchaus als "Klassiker" bezeichnen, schliesslich standen sich schon beide Kontrahenten unzählige Male gegenüber. Doch von Langeweile oder aufgewärmter Eröffnungswahl vergangener Partien war auch dieses Mal nicht viel zu sehen. Markus, dem von der Glücksfee die weissen Steine zugesprochen wurden, wählte in einer normalerweisen sehr verhaltenen Eröffnung eine scharfe Variante mit langfristigem positionellen Bauernopfer, das Wolfgang prompt annahm. Und wie das bei einer Gambit-Eröffnung so ist, die opfernde Partei ist gezwungen Kompensation für den Bauern nachzuweisen, während die andere Seite bestrebt ist, das Mehrmaterial erfolgreich zu verteidigen. So ergab sich bereits ab dem 5. Zug eine hochinteressante Partie, die einem würdigen Pokalfinale entsprach. Markus bewies dabei anfänglich ein hohes Maß an positionellem Schachverständnis, denn Zug um Zug schien seine langfristig angelegte Strategie aufzugehen und der positionelle Vorteil war auf seiner Seite. Vor allem seine zwei Springer nutzten die durch die Bauernverteidigung zwangsläufig entstandenen Felderschwächen in Wolfgang`s Stellung, indem sie wichtige Felder im Zentrum besetzen konnten. Einige Ungenauigkeiten später war auch klar, dass dies für den weiteren Partienverlauf keine vollwertige Kompensation für den geopferten Bauern darstellen würde, zumal die schwarze Stellung zäh verteidigt wurde. Und so entschloss sich Markus nun den Druck etwas anzuheizen, indem er das Spiel auf den Königsflügel verlagerte. Doch nun konnte Wolfgang eine unerwartete Chance nutzen. Sein bis dahin sehr festgefahrener schwarze Damenflügel mit dem Mehrbauern kam nun gewaltig in Bewegung und bevor der von Markus initiierte Königsangriff überhaupt beginnen konnte, brachte ein überraschendes Qualitätsopfer die Wende. Die weisse Stellung brach zusammen, und die weit vorgerückten Bauern am Königsflügel wurden Opfer der eingedrungenen schwarzen Dame. Als auch noch die erste Zeitkontrolle geschafft war, gab kurz darauf Markus in hoffnungsloser Stellung auf. Der Pokalsieg für Wolfgang Ruppert war zugleich die erfolgreiche Titelverteidigung des letzten Jahres.