„Epochal“
Schach: Zwei Kantersiege
(al) – Da es Mahnungen zuhauf gibt, vom Begriff „historisch“ nicht allzu
schludrigen Gebrauch zu machen, begnügten sich Flörsheims Schachspieler
mit dem Hilfswort „epochal“. Am ersten Spieltag des neuen Jahres schafften
sowohl die erste als auch die zweite Mannschaft Kantersiege mit insgesamt
14,5 Brettpunkten aus 16 Partien. Vor allem bei der Ersten geriet man
ziemlich ins Staunen, als man gegen den Saisonfavoriten Freibauer
Mörlenbach/Birkenau II einen Partiesieg nach dem anderen errang. Im alten
Jahr hatten die Odenwälder den hohen Erwartungen entsprochen und alle ihre
Mannschaftsspiele in der hessischen Landesliga Süd gewonnen – im neuen
Jahr mussten sie in Flörsheim ein herbes 1:7 hinnehmen.
Der Schachclub wischte mit dem spektakulären Erfolg die Abstiegssorgen
weg, die nach dem 2:6 in Steinbach bei dem einen oder anderen aufgekommen
waren. Mit jetzt 6:4 Punkten steht man in der Landesliga Süd jetzt auf
Rang 4, hinter dem SC Frankfurt-West (9:1), dem SC Bad Soden und
Mörlenbach/Birkenau II (beide 8:2). Für die Skeptiker gilt es zu erwähnen,
dass auf bis zum möglichen Abstiegsrang 7 nur zwei Punkte sind.
Wenn es denn beim SCF noch einen Skeptiker gibt. Das unverhoffte 7:1 gegen
die zweite Garnitur des Oberliga-Tabellenführers gab gehörigen Auftrieb.
Gewiss hatten die Gäste einen nicht so guten Tag erwischt. Doch der
Flörsheimer Erfolg war auch Flörsheimer Stärken zuzuschreiben.
So herrschte beim Außenseiter volle Konzentration, die auch anhielt, als
die Führung Punkt für Punkt deutlicher wurde. Schon nach einer Stunde
gewann Michael Beck, die „Aushilfe“ aus der zweiten Mannschaft, Material
und gleich danach die Partie. Gleiches gelang Michael Budde nach einer
weiteren Stunde. Damit wurden die Flörsheimer Hoffnungen auf einen
Mannschaftserfolg gegen den hohen Favoriten erst geweckt. „Keiner steht
auf Verlust“, lautete die Bilanz für die übrigen sechs Bretter nach der
2:0-Führung. Es kam besser als erhofft. Luis Kuhn erhöhte auf 3:0;
Alexander Stegmaier nach einem ganz starken Dame-Zug gar auf 4:0.
Stegmaier rückte mit 4 Punkten aus 5 Partien in die Top 10 der
Landesliga-Scorer und ist jetzt Flörsheims Punktbester.
Dass dann Christian Specht als einziger Flörsheimer aufgeben musste,
konnte niemanden mehr schrecken. Markus Lahr (mit Läufer, Springer und
Turm gegen zwei Türme) und Edgar Winand schafften die vollen Punkte 5 und
6, womit einmal mehr Wolfgang Ruppert als Letzter am Brett saß. Er hatte
es mit einem zähen Gegner zu tun und hielt auf sicheren Remis-Kurs. Doch
eine Unachtsamkeit seines Gegenübers entschied die Partie zu seinen
Gunsten und zum 7:1-Endstand für die Gastgeber.
Wieder an der Spitze
Flörsheims Zweite kam mit dem noch etwas höheren 7,5:0,5 gegen den
abstiegsgefährdeten SC Groß-Gerau II etwas unverhofft an die
Tabellenspitze der Bezirksklasse B. Doch die Konkurrenz ist groß. Die
Flörsheimer (8:2) haben nur einen Zähler mehr als die Verfolger SC Bad
Soden III, SV Nauheim, SV Hofheim V und die Schachfreunde Hochheim (alle
7:3). Selbst der SC Bad Soden IV als Tabellensechster (5:5) darf sich noch
Hoffnungen machen, einen der beiden Aufstiegsplätze zu ergattern.
Doch die Trümpfe liegen derzeit in Flörsheim. Gegen Groß-Gerau gewannen
Samuel Weber, Wahid Jamali, Andy Weber, Thomas Seidl, Dominik Schwarz,
Carsten Michel und Lukas Platt. Nur Ralf Rupp war ein ganz klein wenig
unglücklich, dass er sich mit einem Remis und damit einem halben
Brettpunkt begnügen musste.
Flörsheims Dritte zog sich in der Kreisklasse A gegen den hoch
favorisierten Tabellenführer SV Hofheim VI recht achtbar aus der Affäre
und konnte die Niederlage mit 2:4 in Grenzen halten. Hessenmeisterin Paula
Ruppert gewann; Kai Hübner und Lucas Thomas schafften ein Remis.
Niederlagen gab es für Lukas Battenfeld, Rolf Mayer und Lothar Kanert. Die
Flörsheimer Aufsteiger bleiben damit sieglos und mit 1:9 Punkten
Vorletzter. Zum rettenden Ufer (Platz 7, SC Hattersheim IV) ist es aber
nach wie vor nur ein Punkt. Die Hoffnungen der Schach-Kids ruhen nun
darin, dass man noch gegen alle Abstiegskonkurrenz spielen muss und in
diesen direkten Aufeinandertreffen die erhofften Punkte zum
Klassenerhalt sammeln kann.