Review
Finale (Hinspiel)
Jürgen Neurohr – Wolfgang Ruppert ½ - ½
Swami`s Konkurrenz, der Deutsche
Wetterdienst in Offenbach, hat für den ersten Finalspieltag
den heißesten Tag des Jahres vorausgesagt. Und die Buben gaben Gas und
kamen
beide, nicht nur wegen dem Hochdruckgebiet, ganz ordentlich ins
Schwitzen!
Der Swami Prophezeiung folgend visiert der gerissene Pfälzer die
eröffnungstechnische
Achillesferse des Flörsheimer Rekordmeisters an. Jürgen hat sich gut
vorbereitet und wählt
eine Nebenvariante, mit der er gegen Markus Lahr schon mal gespielt hat
und in der er die
Mittelspielideen vermeintlich gut adaptiert hat.
Stellung nach 5 Zügen. Jürgen hat gerade seinen Läufer g5 gegen den
Springer auf f6
getauscht und damit Wolfgangs Bauernstruktur verändert. Diese ist nun
durch einen
Doppelbauer auf der f-Linie gekennzeichnet und hat sicherlich für einen
dynamischen
Angriffsspieler wie Wolfgang aufgrund der zunächst fehlenden Bauernhebel
einen schalen
Nachgeschmack. Von daher zunächst mal eine valide Idee von Jürgen, den
Wolfgang von
seinen üblichen Eröffnungsmuster rauszuholen. Rein positionell gesehen
ist für Wolfgang
alles im grünen Bereich, er hat als Kompensation das Läuferpaar und
halboffene e-Linie.
Stellung nach dem 7.Zug von Schwarz (Dd7).
Jürgen hat mit h4 nebst h5 Schwarz relativ schnell die Lust an der
kurzen Rochade
verdorben, zudem reduziert er die Beweglichkeit der Schwarzen
Königsflügelbauern und
fixiert damit den schwächsten schwarzen Bauern auf f5. Darüber hinaus
kann man h4-h5
auch noch als indirekten Entwicklungszug für den Turm h1 betrachten. Wie
sollte jetzt der
Plan aussehen für Weiß ? Ich denke, es wäre logisch den Druck gegen die
Bauern f5 und d5
zu erhöhen. Ein mögliches Figuren set-up für Weiß wäre Df3 nebst Sge2
und 0-0-0. Je
nachdem wie Schwarz spielt (die logischen Entwicklungszüge 0-0-0 und Ld6
mal
angenommen) hat Weiß Optionen mit Sf4 den Druck auf d5 zu verstärken,
was z.B. dazu
führen würde, dass sich Schwarz wieder von seinem Läuferpaar trennen
muss. Schwarz im
Gegenzug hat taktische Möglichkeiten in der Stellung aufgrund der
Batterie entlang der
Diagonale c8-h3 und einem möglichen Spießmotiv auf g4 (Turm af d1). Weiß
muss daher das
„Bauernopfer“ f5-f4 im Auge behalten.
Jürgen entschließt sich aber in dieser Stellung für Lb5 und das scheint
mir zumindest
unlogisch. Denn nach a6 müßte Weiß entweder sein Läuferpaar aufgeben
oder seinen Läufer
nach a4 stellen, wo er meiner Einschätzung nach schlechter steht als auf
der Diagonale a6-f1.
Zudem hat Schwarz damit noch die zusätzliche Option ggf. b5 mit Tempo zu
ziehen und den
Weißen König am Damenflügel zu attackieren.
Nach 11. Dd2 erkennen wir zudem noch einen weiteren Nachteil des Figuren
Set-Up’s von
Jürgen. Da er seinen Läufer von f1 nach b5 gezogen hat fehlt ihm ein
wichtiges Tempi um g7-
g5 zu verhindern:
Stellung nach 11. Dd2
Dem Adlerauge von Wolfgang entgeht sowas natürlich nicht. Für den Zug
g7-g5 braucht er
keine 5 Sekunden. Jetzt sind die Bauern am Königsflügel mobil, nehmen
den Springer das
wichtige Feld f4. Weiß greift nichts an, hat keine Bauernhebel und seine
Figuren
harmonieren nicht miteinander. Ein positionelles Destaster!
Die nächsten 12 Züge sind von beidseitigem Lavieren geprägt. Wobei es
Wolfgang nach und
nach gelingt seine Position zu verbessern.
Stellung nach 23…. De7-e4:
Wie ist diese Stellung zu bewerten ?
Schwarz steht klar besser! Warum? Nun ja, er verfügt über die
potentielle Stärke des
Läuferpaares, sollte sich die Stellung öffnen (was er ja in der Hand
hat). Zudem dominiert er
über die einzige halboffene Linie – und sein Springer auf c4 ist ein
Riese. Weiß steht mit dem
Rücken an der Wand, der Angstschweiß rinnt über Jürgen’s Stirn.
Was mag wohl jetzt in ihm vorgehen ? Der fiesen Flörsheimer „Boa
Constructor“ alias
Wolfgang Ruppert schutzlos ausgeliefert – im Schwitzkasten bei 39°
Lufttemperatur!
Ich rate mal seine Gedanken:
"...Jo, Kreizdeifi..." (
Originaltext
nicht jugendfrei, die Teilnehmer kennen ihn aber. Der Webmaster)
Und es kommt, wie es kommen muss. Irgendwann macht dann der Gegner einen
Fehler!
Jürgen erhofft sich durch den Damentausch eine Entlastung seinem unter
Druck stehenden
Königs. Aber dies ist ein Fehler und wird taktisch bestraft. Angesagt
war schlicht Dd1 und ich
kann nicht erkennen, wie Schwarz hier weiter kommt.
Aber jetzt kommt 24… Txe4!! (Erntezeit ! Der Kreis schließt sich! Jetzt
erweisen sich die
halboffene Linie, das Läuferpaar und das durch den Befreiungszug g5
mobilisierte
Königsbauern als Kriegsentscheidend)
25.Lc2 Sxe3!! 26.fxe3 Txe3 und die Bauern am Königsflügel entscheiden
das Spiel:
Aber Wolfgang sieht es nicht oder schätzt die Stellung fasch ein. Er
nimmt stattdessen mit
dem f-Bauer, was zwar seine Bauernstruktur verbessert, aber eben auch
die Dynamik der
halboffenen e-Linie und damit den aktiven Turm aus der Stellung nimmt.
Nach dem 26. Zug haben wir folgende Stellung (Weiß am Zug):
Nach wie vor steht Schwarz klar besser, aber nicht auf Gewinn. Schwarz
hat gerade f5
gespielt und es droht das Opfer Sxe3 nebst Lxg3 und wieder sind die
verbunden Freibauern
zu stark. Es ist also der Prophylaxe Zug Sg2 angesagt um e3 zu
überdecken.
Stattdessen zieht Jürgen b3?
… und Wolfgang zieht seinen Springer nach d6 zurück… und vergibt damit
den zweiten
Elfmeter.
Danach ist die Stellung für Jürgen halbwegs spielbar und er kann sich
entlasten:
Im 47ten Zug entscheidet sich Wolfgang bei etwas besserer Stellung aber
mit weniger Zeit
auf der Uhr für die Nummer Sicher und willigt in eine Zugwiederholung
(46… Lg5) ein.
Ein toller Kampf von Beiden und eine extrem spannende Partei!
Jürgen ist der „Boa Constructor“ zweimal mit Glück entkommen. Jetzt muss
er sich die
nächste Woche auf eine Massage mit Schwarz vorbereiten.
Spiel um Platz 3
Luis Kuhn – Wahid Jamali 1-0
Überschrift des Flörsheimer Stadtanzeigers:
Afghanische
Zie(ü)ge erleidet Hitzeschlag und fällt nach 13 Zügen um.
Wahid hat Pech, so weit gekommen, ein super Turnier gespielt und dann
kommen der
Fastenmonat Ramadan und der heißeste Tag des Jahres zusammen. Den ganzen
Tag nichts
trinken (solange die Sonne scheint).
Als er zum Spiel antritt will er eigentlich schon kampflos aufgeben,
rafft sich aber zusammen.
Aber er ist von der Rolle, sein Ziegenhirn verdorrt und sein Blick
starr. Nach 13 Zügen wird er
mit Schwarz matt gesetzt – besonders bitter: Luis spielt gegen Wahid das
London System…..
Das ist sehr schade, soll jedoch nicht die Leistung vom Luis schmälern,
welcher am Ende die
hervorragende Leistung im Turnier mit einem Platz auf dem
Siegertreppchen krönt.
Die Stellung vor dem Hitzeschlagzug….
10...Se7??
Nebst Lxh7 und Schwarz kann das Matt nicht mehr verhindern. Stattdessen
hätte ein
einfaches Sxe5 nebst Se4 und Lb7 zu Ausgleich locker ausgereicht….
Aber ohne Wasser ist die Ziege eben nicht die Ziege !!!
Spiel um Platz 5
Thomas Seidel – Edgar Winand ½ - ½
Beide, sowohl Thomas und Eddy haben das Halbfinale nur denkbar knapp
verpasst. Thomas
hat in dem Turnier sein enormes Talent unter Beweis gestellt und
bestimmt locker mal 50
DWZ Punkte dazugewinnen können. Auch Eddy hat bis auf den Ausrutscher
gegen Becki ein
hervorragendes Schach gespielt. Bemerkenswert war dabei insbesondere das
Stehvermögen
in einer Seeschlange in Zeitnot gegen den mit wildem Blick anrennenden
Wolfgang. Das war
schon großes Kino!!
In der Partie baut sich Thomas zu passiv auf und gibt Eddy damit
Raumgewinn im Zentrum
und Initiative. Eddy macht aber nichts draus und wickelt stattdessen in
ein verlorenen
Damenendspiel ab. Aber Thomas ist schon in Zeitnot und mit einem Remis
zufrieden:
36.Dc8? (Remis)
Gewonnen hätt stattdessen relativ einfach: ….Lxf8!! 37.Dxf8 Dc7!
Beide verzichten fairerweise auf einen Stichkampf und einigen sich auf
einen geteilten 5.
Platz.
Spiel um Platz 11
Konrad Stehle – Thomas Schöneberger 1 -
0
Konrad Stehle gewann gegen Thomas Schöneberger, der nach einem
Figureneinsteller das
verschwitzte Handtuch warf…. Konnte aber die Partien leider nicht
nachspielen, weil ich die Notation
von Konrad nicht entziffern mochte…
Die Gesamtabschlusstabelle: