Review der Runde 5
Michael Beck – Edgar Winand 1 – 0
Eigentlich hätte ich mir die Arbeit hier sparen und die Preview gleich als Review nehmen können.
Es kam nämlich exakt so wie vom göttlichen Swami vorhergesehen. Michi Beck alias Swami alias HULK kommt gut aus den Startblöcken. Eddy alias Caveman hingegen hat den Startschuss in dieser Partien nicht nur verschlafen, sondern ist auch noch in die falsche Richtung gelaufen – und zwar mit WARP4!
Aber nun mal der Reihe nach.
Becki bisher mit mageren 2 Remis aus 4 Partien auf der Habenseite. Eddy mit 2,5 aus 3 gegen starke Gegnerschaft klar auf Halbfinalkurs. Der Caveman bilanziert – „..der blinde und zahnlose Beck kann da kein ernsthaftes Hindernis darstellen..“
Vom vorlauten Becki zuvor noch als Eröffnungsanalphabet verspottet will er ihm zeigen, dass er aufgrund seiner Spielstärke dem frechen Beck jeden Müll vorsetzen und trotzdem gewinnen kann. Nach 1.d4 d6 2.e4 g5? Ist dieser Teil des Plans (Müll) zumindest mal vollauf gelungen. Becki hat zwar nichts tolles vom Caveman erwartet, aber nach 2….g5(?) ist er doch ziemlich überrascht und sucht lange und verzweifelt nach der grandiosen Idee für diesen Unsinn - findet keine und beschließt sich den Bauern auf g5 mittels Lxg5 einzuverleiben und dann schlicht die Puppen zu entwickeln und eine Eröffnungsalphabetisierung-Initiative zu starten. Wär doch gelacht den Caveman nicht ein wenig zu „zivilisieren“. Caveman Eddy scheint aber von seinem Zug sehr überzeugt und verbraucht für die ersten 6 Züge kaum 5 Sekunden, kaut genüsslich an seinem Mammutknochen, macht ein bäuerchen und glotzt unverhohlen zu dem offensichtlich irritieren Becki rüber – aber warum wird der Becki den plötzlich so grün ?
The rise of the HULK !!!!
Nach 2…g5(?) Entwickelt Becki geschmeidig seine Figuren während Caveman Eddy danach nichts im Petto hat als 3 Randbauernzüge einfließen zu lassen. Ergo, Becki hat schon nach 6 Zügen einen gewaltigen Entwicklungsvorsprung (die Engine bewertet die Stellung mit +1,5 faktisch schon als gewonnen für Weiß). Keine 5 Züge später hat Weiß seine Entwicklung komplett abgeschlossen, alle Figuren sind Hulk-grün, pulsieren bedrohlich und sind optimal positioniert, Eddys Stellung sieht zu diesem Zeitpunkt etwa so potent aus wie der griechische Haushaltsplan.
Wenige Züge später sprengt HULK die Brettmittefrei und Eddys Stellung kollabiert.
Im 19 Zug gibt Eddy kurz vor dem forcierten Matt auf. Schüttelt dem breit grinsendem HULK’s sportlich die Hand und rennt dann wortlos mit wehendem Resthaar aus den heiligen Flörsheimer Stadthallen.
EIN ERDRUTSCHARTIGER SIEG !!!!!!
Endstellung nach 19. Lh5
Wie schrieb Swami: „Becki zeigt euch mal, wie man den Caveman in der Eröffnung bügelt und dann den Sack zumacht!!“ – wie wahr, wie wahr!
Konrad Stehle - Thomas Mussler 0 - 1
Ich zitiere meine Preview: „…Thomas, das Brett 4 des Flörsheimer Landesligisten, hat eine gute Saison hingelegt und musste nur zuletzt gegen Eddy hinter sich greifen. Konrad hat in dem Turnier schwächere leicht geschlagen, aber auch gegen vermeintlich stärkere relativ chancenlos verloren. Tommy hat Lust die Woche Schach zu spielen, was im Grunde genommen eine schlechte Nachricht für Konrad ist…“
Google und NSA haben schon angeklopft. Meine treffsichere Previews sind denen mehr als verdächtig.
Aber verlassen wir die metaphysische und gehen auf die Klötzchen-Ebene.
Konrad versucht gegen den diesmal ziemlich ausgeschlafen wirkenden Tommy den Grand Prix Angriff, den dieser wiederum geschickt im Zentrum kontert und sich beide Protagonisten wenige Züge später in einer Art Französischen Stellung wiederfinden – wobei der schlechte französische Läufer außerhalb der Bauernkette auf g4 ist, was im Grunde genommen zumindest mal Ausgleich für Schwarz bedeutet, wenn nicht gar mehr (Endspiel!). Die Partie streckte sich dann noch sehr lange bis ins Endspiel Leichtfigur/Turm und 4 Bauern. Tommy hatte bis dahin mehrfach die Chance seinen Vorteil auszubauen, übersah aber alle Opportunities oder schätze diese am Ende falsch ein. Konrad hingegen schaffte immer nur maximal mal eine ausgeglichene Stellung, er hatte aber nie eine Chance mal wirklich das Heft an die Hand zu nehmen.
Im ausgeglichenen Endspiel verlor Konrad den Überblick, schätzte die Stellung nach einen Turmtausch komplett falsch ein und ging dann relativ sang- und klanglos unter.
Eine starke Leistung von Tommy, der jetzt dem Verfolgerteam Eddy/Luis dicht auf der Spur ist.
Bernd Kronenburg - Luis Kuhn 1 - 0
Luis geht mit einer 100%-igen Ausbeute aus 3 Partien in dieses Spiel, im Gegenzug hat sein Vereinskollege Bernd bis auf ein mageres Remis aus 4 Partien noch nichts reißen können. Die beiden gehen es positionell an, nach wenigen Zügen zeichnet sich eine englische Eröffnung ab. Luis will es wissen und springt Bernd schon früh in der Eröffnungsphase im Zentrum an. In einer komplizierten Stellung hätte Luis mittels einer schönen Abtauschkombi Material gewinnen können (Qualle für einen Bauern), übersieht jedoch diese Chance und hat plötzlich die Wahl zwischen forciertem Dauerschach oder weiterspielen auf Sieg mit leicht schlechterer Stellung. Er entscheidet sich für letzteres und muss später unter hohem Zeit- und Stellungsdruck die Flügel strecken. Ein gutes Spiel von Bernd, der in dieser Partie mal zeigen konnte was in ihm steckt!
Kai Hübner - Samuel Weber 0 - 1
Kai hat bis dato sehr volatil gespielt. Sehr gutes Schach und peinliche Aussetzer haben sich die Hand gegeben. Samuel selbst hat in diesem Turnier seine eigentliche Spielstärke noch nicht mal im Ansatz gezeigt. Kai wählt das London System und Samuel baut sich solide, wenn auch ein wenig passiv dagegen auf. Das zeigt sich dann auch im Mittelspiel, wo Sammy keine sinnigen Bauernhebel hat und somit auch über keinen Plan verfügt – die Folge des passiven Aufbaus. Im Bewußtsein, dass Sammy über keinen sinnigen Bauernhebel verfügt, versucht er eben einen Unsinnigen am eigenen Königsflügel, den die kritische Engine sofort mit einer Stellungseinschätzung von +2,0 bestraft.
Aber es erfordert eben auch eine gewisse Spielstärke um den nicht ganz trivialen Gewinnweg zu finden. Das gelingt Kai an diesem Abend nicht, er verrechnet sich, sieht Gespenster und stellt prompt einzügig eine Figur ein. Aber die Stellung war vorher so gut für Kai, dass er selbst mit der Minusfigur nur leicht schlechter steht. Aber er findet nicht die dynamischen Pläne um die Stellung im Gleichgewicht zu halten. Sammy macht kurz darauf Damen Tauschi-Tauschi und danach ist der Ofen aus.
Markus Lahr - Thomas Seidel ½ - ½
Eine vorgezogene Partie. Thomas hat bisher alle Erwartungen weit übererfüllt und spielt ein richtig gutes Turnier. Markus ist solide gestartet und ist in guter Position für den Halbfinalendkampf.
Thomas bringt das Stonewall System der Holländischen Verteidigung aufs Brett. Scheint Markus nicht wirklich zu überraschen, der sich dagegen recht geschickt aufbaut (Sh3 und f3 nebst Hebel e4). Thomas pikiert dann Markus aber mit dem äußerst interessanten Sprengungszug e5. Danach wird es kompliziert. Als sich der Staub in der Brettmitte gelegt hat, kann Thomas zwar einen Mehrbauern verbuchen, der ist aber isoliert und bedarf permanentem Babysitting. Zudem hat Markus das Läuferpaar samt Initiative. Rein vom Gefühl scheint die Lage von Thomas kritisch zu sein, aber er spielt stark und findet eine geschickte Verteidigungsaufstellung seiner Streitkräfte und kann dem wild anrennenden Markus Paroli bieten.
Am Ende gewinnt zwar Markus seinen Bauern zurück, muss dafür aber seine Assets, sprich: „das Läuferpaar und die Initiative“ spucken. Bedeutet bei symmetrischer Bauernkonstellation den vollkommenen Ausgleich im Turmendspiel und beide rauchen dann auch zu recht die Friedenspfeife….