Swami's Review Round 1



Buddi – Jamali   ½ - ½

Setzplatz 4 gegen Setzplatz 5. Die beiden müssen war reißen, wenn Sie sich für das Halbfinale qualifizieren wollen. Und die beiden legen gleich richtig los, Buddi zieht 1.e4 und  Wahid legt einen Skandinavier aufs Brett. Buddi macht sofort Druck am Königsflügel mit einem verwegenen g-Bauernvorstoß.

Nach der Eröffnungsphase hat Weiß das Läuferpaar gegen 2 Springer, aber dafür eine zerdepperte Bauernstruktur und weiß auch nicht so recht wohin mit dem König. Wahid wedelt weiter provokativ mit dem roten Tuch und Buddi scharrt mit der Hufe. Aber unser afghanischer Torero bleibt cool und sucht sein Gegenspiel in der Brettmitte.

Die Stellung ist im dynamischen Gleichgewicht, jedoch brandgefährlich. Das scheint auch beiden durchaus bewusst, Sie kriegen es plötzlich mit Angst zu tun, geben sich die Hand und rauchen eine Friedenspfeife.

Hinsichtlich der Qualität die vermutlich beste Partie des Tages, beide spielen an diesem Tag eine fehlerlose Partie!

Hinsichtlich des Halbfinales ist beidem mit einem Remis nicht wirklich gedient, aber es sind ja noch 8 Runden. Ach ja, Swami lag mit seinem Tipp Goldrichtig!



Thomas Schöneberger – Andy   1 - 0

Was hatte Swami im Preview nochmal geschrieben? Ich zitiere: “ Im Vergleich zu seinem Hattersheimer Schachfreund ist Andy ein schwarzer 2 Meter 20 Basketballspieler aus Harlem, wohin Thomas mit seinen putzigen 1 Meter 50 noch nie einen Ball in den Händen hielt der größer als ein Fußball war. Preisfrage: wer schafft den dunking ? Fies aber wahr….

Nun ja, stimmte eigentlich, hab nur die Namen vertauscht…<g>

Aber der Reihe nach. Thomas zieht 1.e4 und wenige Züge später haben wir Italienisch auf dem Brett. Andy hat den klar besseren Start, Läuferpaar und besserer Entwicklung sprechen für sich. Aber Andy willigt im weiteren Spielverlauf einem Damentausch ein, was für Andy vergleichbar einem Boxer ist, der seine Boxhandschuhe auszieht. In der Folge kann Andy ohne das Angriffspotential der Dame seinen positionellen Vorteil nicht weiter ausbauen, sondern rennt planlos von einer Ring Ecke in die andere. Thomas hechelt irritiert hinterher. In der 8. Runde hat Thomas genug und setz bei sich selbst ohne sichtbare Not einen Kinnhaken an und spuckt ne Qualle. Was Andy aber nur noch mehr aus der Fassung bringt.

Andy spielt ideenlos und zwingt den armen Thomas quasi forciert dazu Zug um Zug seine Stellung zu verbessern. Das Ende gipfelt dann in einem Mehrzügig vorbereiteten Bauernfang, den Thomas mit einer schönen Springergabel krönt. Wenige Züger gibt Andy mit Figur und zwei Bauern weniger resigniert auf.

Was ein Kracher ! Ein tolles Spiel von Thomas, der verdient gewonnen hat. Für Andy hingegen scheint der Zug in Richtung Halbfinale vermutlich schon nach Runde 1 abgefahren.

Aus meiner Sicht die Partie des Tages !



Samuel – Wolfgang 0 - 1

Bei den Webers ist heute italienische Küche angesagt. Damit kann man den Wolf aber nicht hinter dem Ofen vorlocken. Er gleicht mühelos aus, übersieht aber im 6.Zug einen schönen taktischen Einschlag auf f2 (6… Sxf2!!) – hätte Samuel 2 Bauern gekostet.

Aber mit Läuferpaar und besserer Bauernstruktur ist Wolfgang auch zufrieden.

In der Folge spielt Wolfgang ungenau und Samuel kann ausgleichen. Samuel entblößt plötzlich ohne Not und Grund seine Königsstellung mit f4 und geht in der Folge aufgrund der vielen Felderschwächen am Königsflügel sang-und klanglos unter.

Kurios: Wolfgang übersieht gegen Ende der Partie sogar ein einzügiges Matt – aber die Stellung war ohnehin gewonnen.



Becki – Bernd ½ - ½

Die beiden haben sich vor dem Spiel schon mal mit einer ordentlichen Portion Trash-Talk warm gemacht (wir erinnern uns, Skalp an den Gürtel hängen etc.).

Becki eröffnet wie immer mit seinem geliebten Rösselzug nach f3. Bernd signalisiert seinen Adrenalinüberschuss und will einen beschleunigten Drachen. Becki ist jedoch mehr nach positionellem Schach und lenkt in Maroczy Bind Strukturen. Da fühlt er sich wohl, wenn Schwarz nicht genau weiß was zu tun ist kann es schnell zum Spiel auf ein Tor werden.

Bernd hat mit dem Bauernhebel b7-b5 die richtige Idee, jedoch zum falschen Zeitpunkt. Becki kontert geschickt in der Mitte und Bernd verliert den Überblick und findet sich schon nach nur 20 Zügen mit einem Minusbauern und einer Minusstellung klar auf Verlust stehend wieder. Die Engine meint +3,0 für Becki.

Becki sagt sich „Ruhig Brauner!“. Jetzt erst mal konsolidieren und dann zeig ich dem forschen Raunheimer mal wo der Frosch die Locken hat. Also gut 20 Minuten investiert um die bestmögliche Umgruppierungen zu analysieren - hab ja in den letzten 4 Verlustpartien immer klar auf Gewinn gestanden und es dann doch noch irgendwie geschafft die Stellung zu vergeigen.

Und es gelingt mir auch dieses mal – wie heißt es so schön ? „Der Dummheit hat der liebe Gott keine Grenzen gesetzt“.

Bei einem Umgruppierungszug schaffe und übersehe ich ein einzügiges Mattmotiv und muss nicht nur meinen Mehrbauern wieder hergeben, sondern in der Folge auch noch in einem Turmendspiel gegen den geschickt agierenden Bernd um ein Remis kämpfen. Was mir am Ende auch mit Mühe und Not gelingt.

Was hatte ich noch im Preview geschrieben: „Becki ist zweifelsfrei talentiert, hat jedoch ein Problem die Nerven während des Spiels in den Griff zu bekommen und tendiert dazu Gewinnstellungen zu verplempern.“

Wie wahr, wie wahr…..



Rainer Mosig – Thomas Seidel 0 - 1

Für Rainer, den ich zum erweiterten Kreis der Halbfinal-Kandidaten zähle, ist das Match gegen den vermeintlich schwächeren Thomas ein Pflichtsieg – zumal mit Weiß.

Die beiden lassen es positionell angehen. Angenommenes Damengambit. Thomas sorgt bewusst oder unbewusst dafür, dass man sich schon nach 5 Zügen um Theorie keine Sorgen mehr machen muss.

Rainer kommt geschmeidig aus der Eröffnung, steht leicht besser. Kann in der Folge das Läuferpaar und mehr Raum im Zentrum für sich beanspruchen und seinen Vorteil weiter ausbauen. Zu diesem Zeitpunkt (ca. 18. Zug) steht er bereits klar besser.

Der Gegner ist angeknockt. Jetzt noch eine Gerade und Thomas liegt auf dem Boden. Angesagt war die forcierte Zerstörung der gegnerischen Königsbauernstruktur, aber Rainer scheint ab diesem Zeitpunkt völlig den Faden zu verlieren und Thomas keine seine Stellung konsolidieren. Rainer scheint zu merken, dass da irgendwas schief lief, stemmt sich noch an, aber rennt voll in eine Gerade von Thomas. Der Schlag „uff de Fratz“ kostet einen Bauer, wenn Thomas besser gerechnet hätte sogar 3 Bauern, aber das Damenopfer war nicht leicht zu sehen. Schade, das wäre die Kombination des Tages geworden.

Thomas zeigt in der Folge, dass mit ihm nicht zu spaßen ist, er verwandelt seinen Vorteil mit der Präzision einer Schweizer Uhr.

Starkes Spiel von Thomas, der mal wieder bewiesen hat, dass er jeden an einem guten Tag schlagen kann !



Kai Hübner – Konrad Stehle 0 - 1

Ein klassischer Start – Ziel Sieg. Konrad verwirrt Kai mit dem Budapester Gambit und kommt klar besser aus der Eröffnung. Die weiße Bauernstruktur zerdeppert spielt Konrad in Steinitz Manier und baut seinen Vorteil sukzessive Zug für Zug aus. Kai gibt später mit einer Minus Figur im Endspiel auf. Ein Spiel auf ein Tor.



Carsten Michel – Markus Lahr 0 - 1

Carsten gleich in der ersten Runde gegen den starken Markus Lahr. Carsten will positionell spielen, aber Markus will Aktion!

Also Königsindisch. Carsten kennt sich mit dem komplizierten System nicht aus und verfolgt die falschen Pläne. Markus kann leicht ausgleichen und setzt ein Zeichen mit einem sehenswerten Qualitätsopfer. Aber auch Markus ist nicht von Fehlern befreit, er verplempert seinen Stellungsvorteil und Carsten hätte die Chance gehabt die Stellung komplett auszugleichen, aber die zu sehen war enorm schwer und vermutlich hätte en Weg zum Ausgleich auch ein GM nicht ohne weiteres gefunden.

Leider bringt sich Carsten am Ende durch einen krassen Patzer selbst um eine schöne Partie.



Eddy – Thomas Mussler 1 - 0

Mit Eddy und Thomas traten zwei vitale Anwärter für die Halbfinalplätze an. Und es wurde auch
eine richtig spannende „Kiste“.

Eddy, immer gut für unkonventionelle (aber meist schlechte) Eröffnungen zog den Grobs Angriff (1.g4) aus dem Zylinder. Thomas ein erfahrener Spieler kann so was nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Nach 10 Zügen steht Thomas bereits klar besser. Trotzdem greift Thomas mit seinem Damenausflug auf den Damenflügel daneben und korrigiert diesen Fehler sofort, verliert dabei aber ein wichtiges Tempi und bringt Eddy zurück in Spiel.

Eddy verpasst seine Chance auf einen Ausgleich und einen vielversprechenden Angriff in dem er seinen König statt in Sicherheit mitten ins Getümmel stellt. In der Folge bricht Eddy Stellung komplett zusammen und er wähnt eine Chance in einem verwegenen Damenopfer (was bei Tageslicht betrachtet eher ein grober Patzer war).

Thomas übermüdet (16 Stunden am Stück gearbeitet und nur 3 Stunden die Nacht geschlafen) sieht plötzlich Gespenster oder hat ne eigene Sonnenfinsternis, auf jeden fall nimmt er Eddy’s Geschenk nicht an. Eddy patzt danach erneut – und Thomas nimmt es erneut nicht an, nur um sich dann wenige Züge später mit einer Minusfigur in Verluststellung wieder zu finden. Surreal !



Die Patzer Hitliste der Runde 1

Einen „ehrenvollen“ Platz auf die Patzer Hitliste ergattert man nur, wenn die Engine einen Fehlzug mit mindesten 3 Minuspunkten tadelt.



Platz 1 : Eddy – Thomas

26. De4-Df4 ?? ( Engine: - 10 )

Weiß übersieht bei der Selbstfesselung, dass nach 26…. Sd4!!.. Haus und Hof verloren ist. Die Dame auf d6 tabu. Denn 27.Dxd6 wird brutal mit Txf3+, nebst Te2+ und Txh3# beantwortet.

Platz 2 : Eddy – Thomas

26...Ld4+ ?? ( Engine: - 10 )

Schwarz übersieht, dass nach 26…. Sd4!!.. Haus und Hof verloren ist. Die Dame auf d6 tabu. Denn 27.Dxd6 wird brutal mit Txf3+, nebst Te2+ und Txh3# beantwortet.

Platz 3 : Eddy – Thomas

27.Df4 - Dxd4 ?? ( Engine: - 10 )

Ein Desperato, aber ohne Sinn… denn nach 27…. Sd4!!.. ist wieder Haus und Hof verloren.. Denn 28. Le7+ wird einfach mit Kf7 beantwortet, nach Lxd6 folgt wie zuvor die Mattkombi Txf3+, nebst Te2+ und Txh3#.



Platz 4 : Eddy – Thomas

27...Dh2+ ?? ( Engine: - 14,5 )

Gruselig..… Da hat Thomas Gespenster gesehen… bzw. die Sonnenfinsternis ohne Schutzbrille genossen. Der letzte Fehler in der Partie, schade für Thomas…





Platz 5 : Carsten – Markus Lahr

22.Sxe5? ( Engine: - 5 )

Keine Ahnung was Carsten da gesehen hat…. Das muss wohl eine ganze Gespenstergroßfamilie gewesen sein…



Platz 6 : Becki – Bernd

23.Sd1?? ( Engine: - 3 )

(Übersieht in klar gewonnener Stellung, dass nach Tf8-c8 der Zug Td2-c2 mit dem überraschenden De1# beantwortet wird…Se2 hätte leicht gewonnen..)





Platz 7 : Samuel – Wolfgang

35...Df3+??

Übersieht das einzügige Matt Df1#...aber egal, war eh gewonnen