Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft und Deutsche Amateurmeisterschaft 2015

Deutsche Einzelmeisterschaften 2015 - tapfer gekämpft im Konzert der Großen !

Über zwei Wochen war unser Flörsheimer Schachverein mittendrin als nur dabei bei den wohl größten und wichtigsten Schachturnieren des Landes ! Genau genommen waren es unsere beiden Familien- Duos die Webers (Samuel und Andy) und die Rupperts (Paula und Wolfgang), die sich mit den stärksten Spieler des Landes messen durften. Bei der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft in Willingen waren zunächst unsere beiden Schachtalente Paula als amtierende Hessenmeisterin der U12 und Samuel als Vize-Hessenmeister der Altersklasse U14 am Start und gleich eine Woche später waren es die Väter in Niedernhausen, die sich im letzten Jahr beim Ramada-Cup für die Finalrunde der Deutschen Amateurmeisterschaften qualifizieren konnten.

Doch der Reihe nach: Bei den Deutschen Jugendeinzelmeisterschaften in Willingen (Sauerland) traf für die Dauer von einer Woche die jugendliche Schachelite des Landes aufeinander. Einmal mehr verstanden es die Organisatoren des deutschen Jugend-Schachbundes ein Schachevent auf die Beine zu stellen, der in allen Belangen seines gleichen sucht, und alle aktiven Spieler wie auch mitgereisten Betreuer, Trainer und Familienangehörigen eine unvergessliche Schachwoche bescherte. „ „Wenn man nicht selbst dabei gewesen wäre, könnte man es gar nicht glauben, mit welcher Professionalität und unglaublichen Organisationsaufwand so eine Deutsche Jugendschachmeisterschaft ausgerichtet wird, in einem Land, wo Schach doch eher zu den Randsportarten gehört“, waren treffende Kommentare einiger mitgereister Eltern, die insbesondere zum ersten Mal so eine Meisterschaft miterlebten durften.
Bereits die berauschende Eröffnungsfeier mit Einlauf und Vorstellung der einzelnen Bundesländer, die von über 1.000 mitgereisten Teilnehmern mit stürmischen Beifall begrüßt wurden, ließ erkennen, dass sich hier im schönen Urlaubsort Willingen im super ausgestatteten vier-Sterne Hotel Sauerlandstern eine ganz besondere und intensive Schachwoche für alle Beteiligten bevorstand.
 Mit der Beendigung der Eröffnungsfeier war es zugleich der Startschuss für Spieler und Landestrainer sich fortan voll und ganz auf das Turnier zu fokussieren. Und das bedeutete für die nächsten sieben Turniertage: Morgens 7.00 Uhr aufstehen, bis 8.30 Frühstück, um 8.30 Uhr Schnelldurchgang der ausgewählten Eröffnungsvorbereitungen mit dem Landestrainer, um 9.00 Uhr Vormittagsrunde , ab 12.30 Uhr Mittagessen, 13.30 Uhr Nachanalyse und Vorbereitung auf die neue Partie mit dem Trainer, um 15.00 Uhr Nachmittagsrunde, ab 18.00 Uhr Abendessen, um 19.00 - 21.00 Uhr Nachanalyse und Vorbereitung auf den nächsten Turniertag.

Und auch für die Zuschauer und Mitgereisten wurde einiges geboten. So gab es jeden Tag eine frische Meisterschaftszeitung pünktlich zum Frühstück namens „Gauklerblatt“ und Partien wurden von namhaften Großmeister live analysiert. Mehr Schach geht wahrlich nicht !! Und dennoch verstand es die Turnierorganisation und die jeweilige Landesdelegationen mit vielen attraktiven Indoor -und Outdoor Angeboten die Teilnehmer außerhalb der 64 Felder zu bespaßen, um auf andere Gedanken zu kommen. Dazu zählte u.a. die Bereitstellung eines eigenen Indoor- Fußballfeldes oder die Begehung einer berühmten Skispringer-Sprungschanze sowie eine Fahrt auf einer Sommerrodelbahn.
Was den Turnierverlauf unseren beiden Flörsheimer Schützlinge betrifft, so gab es durchaus gemischte Gefühle. Paula, die sich nun dreimal in Folge für die DJEM qualifizieren konnte, war aufgrund ihrer aktuellen Wertungszahl im Gesamtfeld der U12 Altersklasse auf Platz 73 von insgesamt 91 (Mädchen und Jungen) bzw. Rang 14 von insg. 31 bei den Mädchen gesetzt, von daher bestand das Turnierziel eher darin, einfach gute Partien zu spielen und zu hoffen, über den einen oder anderen Überraschungserfolg möglicherweise bei der gesonderten Mädchenwertung dann doch im vorderen Tabellenbereich zu gelangen, so geschehen vor zwei Jahren als sie sogar mit Platz 5 am Ende auf dem Siegertreppchen stand. Doch trotz teilweise sehr gut gespielter Partien gegen nominell stärkere Gegner stand nicht das Glück sondern eher das Pech auf ihrer Seite und mit fünf Niederlagen in Folge war natürlich die Enttäuschung zunächst sehr groß. Aber statt Frust war die Motivation bei Paula und ihrem hessischen Landestrainer Markus Hahn ungebrochen, und es folgte eine bemerkenswerte Aufholjagd indem sie in den nächsten fünf Partien 4,5 Punkte erzielte und sich damit sogar auf Platz 11 hochkatapultierte. In der alles entscheidende letzten Runde hatte sie es nun in der Hand mit einem Sieg das Turnier als drittbestes Mädchen abzuschließen, dazu musste jedoch ein Sieg her. Nach langem scharfen Kampf musste sie sich dann doch geschlagen geben, und fiel am Ende auf Platz 20 bei den Mädchen zurück. Dennoch eine prima Leistung von Paula und Hut ab für die tolle Moral, die sie nach dem Fehlstart bewiesen hat !

Bei Samuel in der spielstarken U14 Altersklasse sahen die Vorgaben ähnlich aus. Nominell auf Platz 24 von insgesamt 46 Teilnehmer gesetzt (Mädchen spielen ab dieser Altersklasse separat) konnte man nicht unbedingt erwarten, dass Samuel um die vorderen Plätze mitspielen würde, obgleich er es immer wieder in anderen Turnieren bewiesen hat, dass er die Fähigkeiten besitzt, jeden DWZ Stärkeren zu schlagen. Doch die jugendliche Schachelite im Alter von 14 Jahren in der Spitze bis DWZ 2200 sind dann doch eine andere Liga. Mit enormen Eröffnungswissen und Schachverständnis ausgestattet, besitzen sie bereits in diesem jungen Alter die Fähigkeiten noch so kleine Fehler auszunutzen. Gleich in der ersten Runde von insgesamt neun angesetzten Runden gegen den Topfavoriten machte sich dieser Unterschied bemerkbar. Trotz guter Eröffnungsvorbereitung von Samuel war es ein geschicktes positionelles Bauernopfer seines Gegners, die ohne Vorwarnung Samuel`s Stellung schnell zum Kippen brachte, um kurz darauf die Segel zu streichen. Anders gegen die in DWZ Reichweite befindlichen Gegner. Auf Augenhöhe konnte er in den darauffolgenden drei Runden sehr gut punkten und zwischenzeitlich auf Platz 16 vorrücken. Doch es folgten gegen starke Gegner zwei Niederlagen und der endgültige Abriss zum oberen Tabellenbereich. Mit zwei weiteren Siegen und eine Niederlage belegte Samuel am Ende mit Platz 25 einen guten Mittelplatz, der fast punktgenau seiner nominellen Leistung entsprach.
Unterm Strich können unsere beiden Flörsheimer mit ihrer Leistung durchaus zufrieden sein, auch wenn man sich insgeheim die eine oder andere bessere Platzierung gewünscht hätte. Um aber diesen Sprung nach vorne auf diesem hohen Niveau zu nehmen, bedarf es eben nicht nur Talent sondern vor allem auch kontinuierliches und fleißiges Training. Dies ist sicherlich eine wichtige Erkenntnis, die beide aus diesem Superturnier mitgenommen haben.
Nach genau 102.882 Züge in 2.638 Partien in den Altersklasse U10 bis U18 standen die Deutschen Meister 2015 fest. Wie die Deutsche Jugendmeisterschaft 2015 begann so endete sie mit einer tollen Siegesfeier. Ganz erfreulich: unser Bundesland Hessen konnte im Bundesvergleich wie auch im letzten Jahr beim Medaillenspiegel den ersten Platz belegen: 1x Deutscher Meister in der U10 und 2x Vizemeister in der U12 und U18w Gratulation ihr Hessen !!!

http://www.deutsche-schachjugend.de/2015/dem/


Nur eine Woche später standen nun die beiden Väter Wolfgang und Andy bei der Finalrunde der Deutschen Amateurmeisterschaften in den einzelnen Leistungsklasse im Blickpunkt. Die rund 250 Finalisten gingen aus den sechs  Qualifikationsturniere (Ramada Cup) hervor, die deutschlandweit in der Hotelkette „Ramada“ ausgetragen wurden. Wolfgang und Andy  qualifizierten sich letztes Jahr im Oktober in Bad Soden. Das besondere an dieser Amateurmeisterschaft. Zum einen dürfen nur Spieler daran teilnehmen, die max. eine DWZ von 2300 aufweisen, zum anderen werden die Spieler in sechs Leistungsgruppen mit einer Range von 200 DWZ eingeteilt, so dass in den angesetzten fünf Runden etwa  gleichstarke Gegner aufeinander treffen, und diese die Chancen besitzen in ihrer Leistungsklasse Amateurmeister zu werden.

Ein Blick auf die Setzliste ließ schnell erkennen, dass Wolfgang auf Platz 31 von insgesamt 34 Teilnehmer in der Leistungsgruppe A DWZ 2100 – 2300 einen ziemlichen schweren Stand in diesem Haifischbecken haben wird. Umso größer war die Freude und auch Erleichterung, dass direkt in der ersten Runde ihm ein toller Sieg gelang. Doch dies sollte leider auch der einzige bleiben. Auch wenn alle nachfolgenden Partien allesamt ziemlich eng waren, so gelang ihm nur noch ein Remis gegen einen Fidemeister und mit 1,5 Punkten aus 5 Runden konnte er sich am Ende nur um 2 Plätze auf Platz 29 verbessern.

Und auch Andy in der C-Gruppe DWZ 1700 – 1900 wurde die mangelnde Durchschlagskraft zum Handicap. Eine Auftaktniederlage und danach vier Remisen ließen ihn nicht über Platz 27 von insgesamt 36 Teilnehmer hinauskommen.

 

Nichtdestotrotz ist es ein toller Erfolg unserer beiden Flörsheimer sich überhaupt für das Finale qualifiziert zu haben. Auch wenn man neidlos anerkennen muss, dass man im Konzert der Großen zwar angekommen ist aber eben auch noch einiges fehlt um dort zu bestehen, so ist es dennoch ein tolles Gefühl für die beiden als auch für unseren gesamten Schachverein, dass Wettbewerbe auf nationaler Ebene immer häufiger unter Flörsheimer Beteiligung stattfinden.

http://www.ramada-cup.de/niedernhausen/


Bericht von Wolfgang Ruppert